Musik, Ethos und Medizin: Wechselwirkung und Kulturtransfer in Antike und Mittelalter

Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank (Projekt 17501)
Projektlaufzeit: 2017–2020

Leitung: Mag. DDr. Andrea Korenjak, Bakk.


Abb.: Ibn Buṭlāns (gest. um 1068) Taqwīm as-ṣiḥḥah („Erhalt der Gesundheit“) in lat. Übersetzung. Tacuinum Sanitatis (fol. 103v) (ca. 1370–1400), Österreichische Nationalbibliothek, Cod. s.n. 2644, Bildarchiv Austria.

Das Projekt verfolgt das Ziel, eine seit langem ausstehende Monografie zum Wissenstransfer von Musik und Medizin zwischen Zentraleuropa („Abendländische Musikgeschichte“) und im Vorderen Orient („islamischer Kulturbereich“) hervorzubringen. Im Hinblick auf die zeitliche Eingrenzung des Themas konzentriert sich die Studie im Besonderen auf die Wechselbeziehungen musik-medizinischer Konzeptionen in Antike und Mittelalter. Ausgehend von der antik-griechischen Idee eines „Ethos“ in der Musik und deren Fortwirken im Besonderen im Kontext arabischsprachiger Schriften im Mittelalter, wird die Verbindung von humoralmedizinischen, diätetischen und astrologisch-spekulativen Konzeptionen dargestellt.

Die Studie umfasst dabei folgende Schwerpunkte, die jeweils kulturvergleichend beleuchtet werden:

  • Musik (griech. μουσική, arab. mūsīqā) und „Ethos“ (griech. ήθος, arab. ta’thīr) in der Antike
  • Humoralmedizin im Zeichen der musica humana
  • Musik und Humoralmedizin im Kontext der Diätetik
  • Wissenstransfer (Migration, Übersetzungstätigkeit und Zentren, Gnomologia etc.)
  • Ausblick: Fortwirken astrologisch-spekulativer Ansätze in der Renaissance

Das Kernstück der Forschungsarbeit bildet der bislang unzureichend erforschte kulturhistorische Hintergrund und Wissenstransfer von musik-medizinischen Vorstellungen und Praktiken. Das Projekt verdeutlicht, dass die Übernahme „kulturellen Wissens“ (durch Übersetzungstätigkeit, Migration und Kulturkontakte) nicht einseitig, sondern reziprok und interaktional verlief. Das Projekt möchte einen Beitrag zum interkulturellen Dialog leisten und wird von internationalen und interdisziplinären KooperationspartnerInnen begleitet: Charles Burnett (London), Owen Wright (London), Liana Saif (Oxford), Peregrine Horden (Oxford), Penelope Gouk (Manchester), Stefan Hagel (Wien), Afsaneh Gächter (Wien), Hossam Mahmoud (Kairo/Salzburg), Jacomien Prins (Warwick).