Promotionsprojekt

Opernverfilmungen und das Problem des Medienwechsels:
Kritische Positionen und künstlerische Lösungen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

[Arbeitstitel]

Seit der Geburt des Kinos gibt es ein Interesse, Opern über das filmische Medium zu verbreiten und zu popularisieren. So entstanden allein in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hunderte Opernverfilmungen unterschiedlichster Ausprägung, und zwar sowohl mit als auch ohne Gesang. Etikettierungen wie „Musikfilm“, „Opernfilm“, „Sängerfilm“ oder lediglich „Spielfilm“ spiegeln das breite Spektrum der aus diesem Medienwechsel hervorgegangenen filmischen Produkte wider. Die Adaptionen jener Zeit richteten sich einerseits an die breite Masse, wobei sie zwischen Massenspektakel und Volkserziehung stehen. Andererseits zielten sie explizit auf ein „elitäres“, nämlich das Theater- und Opernpublikum ab und müssen damit einhergehend im Kontext einer angestrebten Nobilitierung des Massenmediums Film gesehen werden. Der zeitgenössische Journalismus diskutierte Legitimation und Funktion von Opernverfilmungen auf unterschiedlichste Weise, nicht zuletzt in Hinblick auf das medienkompetitive Verhältnis von Oper und Film sowie ihre verschiedenen Funktionsweisen. So wurden die Dramaturgie des Films und die Dramaturgie der Oper, das Schauspiel auf der Bühne und das Schauspiel auf der Leinwand, aber auch Bedeutung, Funktion und Gestalt der Musik in Oper und Film besprochen und miteinander verglichen. Denn – wie Guido Glück 1921 betonte – „alle drei [Dramatiker, Librettist und Filmstückerzeuger] stehen unter wesentlich verschiedenen Gesetzen“.

Im Zuge des wissenschaftlichen Intermedialitätstrends sind in jüngster Zeit vermehrt Studien zur Wechselwirkung von Film und Musiktheater entstanden. Daran anknüpfend arbeitet das Dissertationsprojekt den intensiven deutschsprachigen Diskurs rund um die Problematik dieses Medienwechsels auf. Dabei wird zunächst das Phänomen der Opernverfilmung historisch umrissen, bevor die Positionen zu Oper und Kino in der journalistischen Debatte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ausgewertet werden. Den zahlreichen Aufsätzen und Kritiken werden die Filme selbst – sozusagen als künstlerische Statements – gegenübergestellt. Sie geben Antwort auf die Frage, ob und vor allem wie man Opern verfilmen kann.

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