Samstag, 5. April 2025 – 10:00–13:00 Uhr – Hörsaal 2
Herzliche Einladung!
Teilnehmende: Studierende des Instituts für Musikwissenschaft der Universität Wien (im Rahmen des Seminars „Klangwelten am Hof Maximilians“), Mitglieder des SFBs „Managing Maximilian“ sowie interessierte Gäste.
Bitte um Anmeldung bei birgit.lodes@univie.ac.at
Dancing Maximilian
Bekanntlich war Maximilian I. wie kein anderer Herrscher vor ihm auf Repräsentation und Selbstdarstellung bedacht und verstand es zeitlebens, sein Image auch mit Hilfe der Künste zu formen. Von der „Kunst des Kaisers“ hat man heute eine relativ klare Vorstellung. Was jedoch aus seinem unmittelbaren Umfeld völlig fehlt, sind Hinweise auf eine durchdachte Tanzkunst, die auf ästhetische, intellektuelle und moralische Aspekte abzielt.
Die in jüngster Zeit von Helen Coffey sorgfältig gesammelten schriftlichen Zeugnisse werfen ein neues Licht auf das Tanzgeschehen um Maximilian. Einerseits ist gut dokumentiert, dass Maximilian selbst gelegentlich als Tänzer bei Festlichkeiten auftrat. Die in diesem Zusammenhang oft erwähnten Mummereien (Tänze in Verkleidung) dienten sicherlich der höfischen Unterhaltung, von einer elitären und kultivierten Ästhetik des Tanzes kann hier aber keine Rede sein. Baldassare Castiglione hätte in seinem Il Libro del Cortegiano einem Adeligen solche Auftritte vor Publikum nicht zugestanden. Andererseits begegnete Maximilian bei seinen ausgedehnten Reisen und Aufenthalten in verschiedenen europäischen Städten einer Vielzahl unterschiedlicher, landesspezifischer Tanzstile, und er muss auch mit der hohen Kunst des Tanzes in Berührung gekommen sein:
Durch seine Heirat mit Maria von Burgund lernte er die burgundisch-französischen Bassedanses kennen, die zum praktischen Tanzrepertoire des burgundischen Hofes gehörten und einen subtilen und würdevollen Tanzstil darstellten.
Maximilians zweite Gemahlin, Bianca Maria Sforza, stammte aus Mailand. Am lombardischen Hof wirkten in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts mehrere Maestri di ballo, die eine ausgefeilte Tanztheorie und -praxis überlieferten, in der der Tanz nach humanistischen Vorstellungen eine zentrale Stellung in der höfischen Gesellschaft einnahm. Ihre Schriften ermöglichen eine zuverlässige Rekonstruktion der Tänze, die hohe Anforderungen an die geistigen Fähigkeiten der Tänzer stellen und sich durch ihre Schönheit und ein ausgeklügeltes System des rechten Maßes auszeichnen. Gleichzeitig zeichnen sich die lombardischen Bassedanze und Balli durch ihre soziale Distinktion aus und fungieren als Ausdruck von Macht, Prestige und Überlegenheit.
Im deutschsprachigen Raum gibt es zu dieser Zeit keine vergleichbaren Traktate, wohl aber zahlreiche Belege und Erwähnungen des deutschen Tanzes, die jedoch kaum aussagekräftig sind. Der deutsche höfische Tanz des 15. und 16. Jahrhunderts bleibt daher rätselhaft, und es ist kaum vorstellbar, dass er eine der lombardischen und französisch-burgundischen Tanzkunst gleichwertige Stellung einnahm.
Die aus der maxiimilianeischen Zeit reichlich erhaltenen ikonographischen Zeugnisse zum Tanz (z.B. im Freydal) deuten ebenso wie sprachliche Zeugnisse auf einen direkten Zusammenhang zwischen Turnieren und Tanzveranstaltungen (sog. Mummereien) hin. Neben diesen oft grotesken Darbietungen, die wohl in erster Linie der Unterhaltung dienten, überrascht die Häufigkeit von Moriskentänzen im Umfeld Maximilians. Auch diese lassen sich nur schwer in die üblichen höfischen Darstellungen einordnen. Auf den Brüstungsreliefs des Erkers des Goldenen Dachls in Innsbruck steht Maximilian zwischen seinen beiden Ehefrauen, wobei Bianca Maria offensichtlich die Rolle der Preisrichterin im dargestellten Moriskentanz einnimmt.
Der Workshop lädt dazu ein, durch Quellenstudium und Diskussionen einen vertieften Einblick in die facettenreiche Welt des Tanzes zur Zeit Maximilians zu gewinnen. Um die Stellung des Tanzes in Maximilians unmittelbarem Umfeld besser zu verstehen, lohnt es sich, die repräsentative und subtile Tanzkunst am lombardischen und burgundischen Hof zu studieren. Dies eröffnet einen Zugang zur gleichzeitigen, aber schwer fassbaren Tanzkultur an seinem eigenen Hof. Dabei ergibt sich ein faszinierendes Spannungsfeld, in dem sich einerseits unterschiedliche landesspezifische kulturelle Strömungen, andererseits aber auch verschiedene gesellschaftliche Positionen des Tanzes in dieser Zeit widerspiegeln.