‚Componimenti‘, ‚poemetti‘ und ‚feste‘ – musiktheatrale Huldigung am Hof Josephs I.
‚Componimenti‘, ‚poemetti‘ und ‚feste‘ – musiktheatrale Huldigung am Hof Josephs I.
DOC-Stipendium FA442006 der ÖAW
Projektlaufzeit: 2018–2021
Leitung: Univ.-Prof. Dr. Michele Calella
Mitarbeiter: Konstantin Hirschmann, BA MA
An den Galatagen, den Geburts- und Namenstagen des Herrscherpaares (und zuweilen anderer Mitglieder der Habsburgerfamilie), wurden am Wiener Hof am Eingang des 18. Jahrhunderts in der Regel kleinere musikdramatische Werke aufgeführt, die unter Bezeichnungen wie componimento drammatico, poemetto drammatico oder festa per musica firmierten, Werke, die aus Gründen des Aufbaus, des Inhalts oder der Länge nicht den Status eines dramma per musica erreichten. Diese längste Zeit vom Schatten der opera seria verdeckten Stücke sollen in dem hier beschriebenen Forschungsprojekt für die musikhistoriographisch unterbelichtete Zeit Josephs I. (1705–1711) unter die Lupe genommen werden.
Einerseits soll eine Gattungsbeschreibung erfolgen, andererseits die Funktionalität dieser enkomiastischen Werke als Beitrag zur HerrscherInnenrepräsentation untersucht werden, in Hinblick auf die Libretti, aber auch musikanalytisch mithilfe der topic theory. Das in Buchstaben und Noten gegossene HerrscherInnenlob soll danach in das gesamtkulturelle Panorama (panegyrische Dichtung, Malerei, Baukunst, Historiographie) des Wiener Hofs eingebettet werden, das vermittels einer vergleichenden kulturhistorischen Analyse durchleuchtet werden soll. Da die componimenti an den unterschiedlichsten Orten in und um Wien aufgeführt wurden, scheint es – mit Blick auf den kulturwissenschaftlichen spatial turn – außerdem sinnvoll, Überlegungen bezüglich Musik und Raum anzustellen, der Frage nachzugehen, inwieweit hier ansässige Komponisten zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf die verschiedenen akustischen Gegebenheiten der Aufführungsorte und -bedingungen (Freiluft – Theatersaal – Kammer) eingegangen sind.