Commemoration, Comfort, Provocation: Music in Films about the Shoah

Post-Doc-Track-Stipendium der ÖAW
Projektlaufzeit: 01/2022–12/2022
Leitung: Dr. Elias Berner
Co-Leitung: Univ.-Prof. Dr. Michele Calella

 


Das ÖAW-POST-DOC-TRACK-Stipendium gibt mir die Gelegenheit meine 2021 abgeschlossene Dissertation Gedächtnis, Trost, Provokation: Musik in Filmen über die Shoah in eine internationale Publikation Commemoration, Comfort, Provocation: Music in Films about the Shoah umzuarbeiten. Diese soll in der Palgrave Series for Audio-Visual Culture von Prof. Kevin Donnelly erscheinen. Zusätzlich organisiere ich im Rahmen meines Stipendiums gemeinsam mit Dr. Tobias Ebbrecht-Hartmann an der Hebrew University in Jerusalem im Juni 2022 den Workshop Sounds of Remembrance: The use and function of sound and music in popular holocaust representation. Dieser Aufenthalt dient auch dazu meine Forschungsergebnisse mit dem interdisziplinären Forschungsteam des Horizon 2020 Projekts Visual History of the Holocaust zu diskutieren.    

 

Zur Dissertation/Publikation:

Filmische Repräsentationen des Holocaust wurden intensiv in den Medienwissenschaften, den Memory Studies und auch der Geschichtswissenschaft erforscht und diskutiert. Relativ wenig beachtet wurde dabei die klangliche Dimension dieser audio-visuellen Rekonstruktionen des traumatischen und prägenden Ereignisses in der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Auf der anderen Seite hat man sich in der(angloamerikanischen) Musikwissenschaft in den letzten Jahren verstärkt mit der Funktion von Musik in Filmen und anderen Medienkontexten in Bezug auf die Konstruktion von Identität und die Vermittlung von Zeit, also Geschichte, auseinandergesetzt. Deshalb erscheint es mir vielversprechend, aktuelle Theorien und Methoden über die mediale Funktion von Musik zu nutzen, um einen musikwissenschaftlichen Beitrag zum aktuellen interdisziplinären Diskurs über filmischen Repräsentationen des Holocaust zu leisten. Die musikalische Dimension der Filme ist besonders in Hinblick auf die viel diskutierte Popularisierung und Globalisierung des Holocaustgedenkens beachtenswert. Hierbei ist die Relevanz der teilweise umstrittenen, dennoch in der Filmmusik praktizierten Trennung von Populärer Musik und Kunstmusik, bzw. der Unterscheidung zwischen dem Einsatz präexistenter Musik und jener die extra für einen Film komponiert wurde, besonders zu beachten.

In der Analyse unterscheide ich zwischen drei „Haltungen“ – Gedächtnis, Trost und Provokation – die insbesondere durch die Musik der Filme in der popkulturellen Auseinandersetzung mit dem Holocaust vorgeschlagen werden. Dabei analysiere ich vier Filme im Detail: einerseits die beiden sehr konträren Hollywoodblockbuster Schindler’s List und Inglourious Basterds, anderseits zwei Filme die dem europäischen Art-house Kino zugerechnet werden, und die Rolle von Musik bzw. Musikern in der Shoah explizit thematisieren: The Pianist und Taking Sides