Italian Connections. Zur Musiksammlung des Augsburger Patriziers Johann Heinrich Herwart

DOC-Stipendium der ÖAW
Projektlaufzeit: 07/2020–04/2023
Leitung: Annerose Tartler, M.A.
Betreuerin: Univ.-Prof. Dr. Birgit Lodes

 

Wechselseitige Beziehungen zwischen Italien und Deutschland hatten großen Einfluss auf die „deutsche“ Kultur des 16. Jahrhunderts. So war es in gehobenen Kreisen beispielsweise üblich, im Jugendalter zu Bildungs- und Studienzwecken Reisen nach Italien zu unternehmen. Zusätzlich zu Fächern wie Geschichte und Recht kamen sie hier auch mit dem italienischen Humanismus und der Musik Italiens in Kontakt und knüpften wichtige Verbindungen für ihr späteres Leben.

Im vorgestellten Dissertationsprojekt werden diese Verbindungen am Beispiel des Augsburger Patriziers und Ratsherren Johann Heinrich Herwart (1520-83) untersucht, der vermutlich zumindest einmal in den späten 1530er Jahren in Italien war und möglicherweise in Padua studierte. Herwart war nicht nur Musikmäzen und leidenschaftlicher Musiksammler, sondern auch selbst Lautenist und stand in engem Kontakt mit einigen italienischen Lautenisten, von denen ihn mindestens zwei vor 1550 in Augsburg besuchten.

Die von Herwart hinterlassenen Quellen machen einen beachtlichen Teil der historischen Musiksammlung der Bayerischen Staatsbibliothek aus. Auf Basis der Quellenlage, sowie der ungewöhnlichen Situation, praktisch orientiertes Material aus dieser Zeit vorliegen zu haben, soll die Italien-Rezeption im Hause Herwarts untersucht und insbesondere mit Herwarts Leben musikalisch wie auch historisch-wirtschaftlich in Bezug gesetzt werden. Für diese Untersuchungen werden all jene Stücke aus der Herwart-Sammlung zu Rate gezogen, für die ein direkter Italien-Bezug herzustellen ist: es werden Stücke italienischen Textes bzw. mit italienischem Titel, Stücke von italienischen Komponisten, sowie solche, die auf Papieren mit italienischem Wasserzeichen notiert sind, einbezogen. 

Die zu gewinnenden Ergebnisse sind in mehrerlei Hinsicht relevant für weitere Forschung einerseits über die Person Johann Heinrich Herwarts als Überlieferer zahlreicher und ausgefallener Musikdokumente, aber auch vor allem für grundsätzliche Betrachtungen zu Kulturtransfer und Verbindungen zwischen Süddeutschland und Italien im 16. Jahrhundert.