Promotionsprojekt

Transformationen des Spielerischen: Die Rezeption von Domenico Cimarosas Il matrimonio segreto im deutschsprachigen Raum 1792–1901

In meinem Promotionsprojekt erforsche ich die wechselhafte theatralische, publizistische und musikwissenschaftliche Rezeption einer der erfolgreichsten Opere buffe der Musikgeschichte: Domenico Cimarosas Il matrimonio segreto. Schon kurz nach der Uraufführung 1792 im alten Burgtheater in Wien setzten sie die wichtigsten Theater auf ihre Spielpläne. Übersetzungen in acht verschiedene Sprachen zeugen von europaweitem Erfolg, der Cimarosas Position als einen der bedeutendsten und wirkmächtigsten Komponisten festigte. 100 Jahre später hatte sich jedoch sein Status im deutschsprachigen Raum grundlegend geändert. Il matrimonio segreto war zwar zusammen mit den Da-Ponte-Opern Mozarts die einzige Opera buffa des 18. Jahrhunderts, die im Repertoire geblieben ist. Allerdings war sie nur noch Musikwissenschaftler*innen und Kennern von Opere buffe ein Begriff.

Wie konnte das geschehen? Oder – anders gefragt – warum ist diese Oper überhaupt länger als andere ihrer Gattung im Repertoire geblieben? Ausgehend von diesen Fragestellungen erforsche ich in mehreren Fallstudien die spezifischen Phänomene von Transfer, Transformation und Wertung, die mit dieser Oper im Kontext der Opernpraxis, der Opernkultur und des Nationalismus im 19. Jahrhundert zusammenhängen. Um die vielfältigen Rezeptionsmechanismen adäquat und interdisziplinär erforschen zu können, verfolge ich, analog zu den verschiedenen Rezeptionsmodi, disparate methodische Ansätze: von textphilologischen Methoden über die Rekonstruktion einer Cimarosa-Ausstellung bis hin zu neuen Ansätzen aus der Translationswissenschaft, der Kanonforschung, der Erinnerungskulturforschung und der Historiographieforschung.