Dienstag, 9. Mai 2023 – 18:30 Uhr – Institut für Musikwissenschaft, Hörsaal 1

Brexit und die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten im Jahr 2016 machten „Post-Truth“ zu einem geflügelten Wort. Die dahinterstehende Geisteshaltung einer Hervorhebung von Gefühl anstelle der Vernunft, der Leugnung faktischer Gegebenheiten und der Zurückweisung von Expert*innen und deren Wissen stellt nicht nur eine Herausforderung für den Zusammenhalt westlich-demokratischer Gesellschaften dar, sondern auch für die auf den Idealen der Aufklärung beruhende Ausrichtung universitärer Forschung und Lehre. Zudem wird postmodernes Gedankengut oft für das Post-Truth-Phänomen (mit-)verantwortlich gemacht – mit diesem Vorwurf müssen sich insbesondere geistes- und sozialwissenschaftliche Disziplinen aktiv auseinandersetzen.

In diesem Vortrag gehe ich der Frage nach, inwieweit Post-Truth Musik und Musikwissenschaft angeht, aber auch warum Musik und Musikwissenschaft besonders geeignet für eine produktive Auseinandersetzung mit diesem Phänomen sind. Er basiert auf meinem Beitrag zu einem Buch mit dem Arbeitstitel „Truth, Post-Truth and Music“, das ich zur Zeit gemeinsam mit Alexandra Monchick (University of California, Northridge) ausarbeite. Meine drei Kapitel mit den Titeln „Truth and Post-Truth“, „Reason and the Unconscious“ und „Tribalism and Polarisation“ beleuchten zentrale philosophische, soziologische und psychologische Post-Truth-Aspekte sowie deren „musikalische Entsprechungen“.

Am Ende meiner Präsentation schlage ich ein neues System „epistemologischer Ethik“ vor. Dabei handelt es sich um Prinzipien die aufgrund der Post-Truth-Herausforderung in Zukunft das Unterrichten von kritischer Theorie und postmodernen Methoden ergänzen können (sollten?).

Zur Website des Vortragenden: https://people.ucd.ie/wolfgang.marx