Rund um das Singspiel: (Musik-)Theatergattungen des 18. Jahrhunderts in interdisziplinärer Interpretation

Johann Adam Hiller [und Daniel Schiebeler], Lisuart und Dariolette, eine comische Oper in drey Acten, Klavierauszug, Zweyte und vermehrte Auflage, Leipzig: Breitkopf 1769, Titelvignette

Interdisziplinärer Workshop am Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien

14.–15. Dezember 2018
Hörsaal 1 des Instituts

Organisation:
Benedikt Leßmann
(Institut für Musikwissenschaft, Universität Wien)
Tilman Venzl
(Germanististisches Seminar, Universität Heidelberg)

Es ist seit längerer Zeit bekannt, dass eine Trennung von Musik- und Sprechtheater für das 18. Jahrhundert kaum sinnvoll angenommen werden kann, sondern von einer vielfältigen Verschränkung ausgegangen werden muss. Der Herausforderung zur interdisziplinären Arbeit hat sich die Forschung bisher jedoch kaum gestellt. Ein Workshop am 14./15. Dezember, organisiert von Benedikt Leßmann (Institut für Musikwissenschaft, Universität Wien) und Tilman Venzl (Germanistisches Seminar, Universität Heidelberg), unternimmt einen Vorstoß in diese Richtung. Als instruktives Beispiel soll dabei das sogenannte Singspiel einen zentralen Fokus bilden. Singspiele – verstanden als Sprechtheaterstücke mit integrierten Gesangspassagen und Musikeinlagen – bilden als eine der erfolgreichsten Gattungen des 18. Jahrhunderts vielfältige Anschauungsbeispiele für die (Musik-)Theaterwirklichkeit im deutschsprachigen Raum. In einzelnen Pilotstudien soll so ein Forschungsdialog eröffnet werden.

Programm

Freitag, 14.12.

14:00
Benedikt Leßmann/Tilman Venzl
Begrüßung

14:15
Bernhard Jahn (Hamburg)
Zur Dramaturgie des Theaterabends im 18. Jahrhundert

15:15
Julia Ackermann (Wien)
Transformationen der Opéra comique im Wiener Nationalsingspiel: Die pücefarbnen Schuhe oder die schöne Schusterinn – eine Fallstudie

16:30
Benedikt Leßmann (Wien)
Hillers Singspiel und die Nachahmungsästhetik

17:15
Reinhart Meyer (Regensburg)
Über das Verhältnis von Text und Musik auf der Bühne des 18. Jahrhunderts
 
Samstag, 15.12

9:00
Andrea Horz (Wien)
Lottchen am Hofe. Ein genuin deutsches Singspiel?

9:45
Eva Axer (Berlin)
„Von der Kunst, unterhaltend zu seyn“. Die Popularität von Singspiel und (komischer) Romanze in den 1770er Jahren

11:00
Tilman Venzl (Heidelberg)
Der Soldat in den Winterquartieren. Zu einem Leipziger Singspiel aus dem Siebenjährigen Krieg

11:45
Barbara Babić (Wien)
Singspiel ohne Gesang? Das Melodram um 1800

12:30
Livio Marcaletti (Wien)
Deutsches Singspiel vs. italophile Gesangslehre in Johann Adam Hillers Musiktheater- und Lehrwerken

14:30
Matthias Mansky (Wien)
Verdrängte Theaterästhetik 1760–70. Anton Jakob Brenners ‚Burliniaden‘

15:15
Adrian Kuhl (Frankfurt am Main)
Inszenierte Bühnenaktion. Die Gestaltung theatraler Effektszenen in Die Geisterinsel

16:30
Katrin Dennerlein (Würzburg)
Lokalspezifische Singspielfassungen der Erfolgskomödie Die Schwestern von Prag (Joachim Perinet/Wenzel Müller) zwischen 1794 und 1806

17:15
Matthias J. Pernerstorfer (Wien)
Das Sepolcro als Gattung? Zur begrenzten Aussagekraft einer Gattungsdefinition nach formalen Kriterien für das Verständnis der Karfreitagsoratorien