Musik und Subjektivität

Melanie Wald-Fuhrmann (Berlin)

Ringvorlesung Musik Kultur Wissenschaft am 9. Jänner 2012 

Ist Schubert das Ich der "Winterreise"? Thematisiert Tschaikowsky in seiner "Pathétique" sein eigenes Unglück? Erfahren wir aus Lang Langs Klavierspiel etwas über seine Persönlichkeit? Fragen wie diesen liegt die Annahme zugrunde, dass in Musik Subjektivitäten verhandelt werden können, schließlich gilt sie schon lange als die Gefühlskunst schlechthin.
So schwer der wissenschaftliche Umgang mit Subjektivitäten freilich ist, sowenig darf sich die Musikwissenschaft den entsprechenden Fragen verschließen, zumal ganze Werkgruppen oder Epochen nur vor diesem Hintergrund angemessen zu verstehen sind. Es wird also darum gehen, ein hermeneutisches Modell musikalischer Subjekte und Sprecher zu entwerfen, das differenziert und flexibel genug ist, um Aufschluss über ganz verschiedene Arten subjektiven musikalischen Sprechens geben zu können.

Mitschrift

Literaturhinweise

Edward T. Cohen: The Composer´s Voice. Berkeley 1974.

Naomi Cumming: The Sonic Self. Musical Subjectivity and Signification. Bloomington 2000.

Michael Steinberg: Listening to reason. Culture, subjectivity, and nineteenth-century music. Princeton 2. Auflage 2006.

Marion Saxer: Die Entdeckung der „inneren Stimme“ und die expressive Kultur. In: Handbuch der systematischen Musikwissenschaft 1: Musikästhetik. Hrsg. von Helga de la Motte-Haber. Laaber 2004, S. 300–329.

Hans Heinrich Eggebrecht: Das Ausdrucks-Prinzip im musikalischen Sturm und Drang. In: Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 29, 1955, S. 323–349, wiederabgedruckt in ders.: Musikalisches Denken. Aufsätze zur Theorie und Ästhetik der Musik. Wilhelmshaven 1977 (= Taschenbücher zur Musikwissenschaft 46), S. 69–111.